Sozialismus oder Weltuntergang! Rede am Streik in Frauenfeld

13.04.2022 - Salome Ammann

Im Juni 2021 hat das Schweizer Stimmvolk das CO2 Gesetz abgelehnt. Das liegt aber nicht daran, dass der Bevölkerung ihre Zukunft egal ist und sie kein Interesse am Klimaschutz hat. Die Massnahmen im Gesetz sind bloss total am Ziel vorbeigeschossen. Es ist klar, dass wenn wir nicht schnell die notwendigen Massnahmen gegen die Klimakrise ergreifen, die absolute Katastrophe unausweichlich ist. Das Gesetz war das Beste, was uns das Parlament bieten konnte, und das ist erbärmlich. Wie in jeder Krise sollten einfach die Arbeiter*innen zur Kasse gebeten werden, während die tatsächlich Verantwortlichen der Krise weiter Profit machen. Das Ergebnis der Abstimmung ist ein klarer Ausdruck davon, dass Profit in diesem System über unser Wohlergehen gestellt wird. Die Institutionen des Systems Kapitalismus sind absolut unfähig, uns aus dieser Krise herauszuholen.

Das Gesetz wäre ein weiterer heftiger Angriff auf die Arbeiter*innenklasse gewesen, die von der herrschenden Klasse der Kapitalist*innen unterdrückt wird. Doch der Druck auf diese Klasse steigt stetig. Die Bürgerlichen fordern Verschlechterungen der sowieso schon prekären Arbeitsbedingungen, und zusätzlich soll das Frauenrentenalter auf 65 erhöht werden, dies alles auf dem Rücken der 99%.

Heute stehen wir vereint hier und fordern eine radikale Verkürzung der Arbeitszeit zu gleichem Lohn. Diese uralte Forderung der Arbeiter*innenbewegung ist längst überfällig! Die Produktivität ist so hoch wie noch nie und wir produzieren einen immensen Reichtum, doch wir bekommen nicht einmal einen Krümel davon. Die Arbeitszeit ist immer noch gleich wie vor mehreren Jahrzehnten, die Löhne stagnieren und die Symptome der Krise belasten uns immer mehr. Wir wollen das, was uns zusteht. Wir wollen nicht nur die Krümel unserer Arbeit, wir wollen die ganze Bäckerei.

Nicht nur ist die Forderung notwendig um die Arbeiter*innenklasse nachhaltig zu entlasten, sie bringt auch einen Umweltschutzaspekt mit sich. Mit einer Arbeitszeitreduktion kann effektiv der überflüssigen Überproduktion und dem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen entgegengewirkt werden. Das ist aber keine automatische Folge der Arbeitszeitreduktion, diese muss Teil eines revolutionären Programmes sein. Nur mit einer revolutionären Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise zu einer demokratisch geplanten und bedürfnisorientierten Produktion ist die Grundlage geschaffen, um die Klimakrise zu überwinden.

Die Arbeitszeitverkürzung ist aber klar eine riesige Verbesserung für die Arbeiter*innen und bietet diesen die Möglichkeit, sich ausserhalb der Arbeit zum revolutionären Kampf zu organisieren.

Die Klimakrise ist nämlich kein individuelles Problem. Aussagen wie «alle müssen vor die eigene Haustüre kehren und ihren Alltag verändern, um diese Krise zu überwinden» sind asoziale Parolen der Bürgerlichen und wir dürfen diese auf keinen Fall bei uns aufnehmen. Uns sind im Alltag finanziell und zeitlich sehr enge Grenzen gesetzt. Dem System und dem Klimawandel ist es komplett egal, ob wir zum Abendessen ein Kotelett oder ein veganes Brötchen essen, denn im Kapitalismus gibt es keinen ethischen Konsum.

Verantwortlich für die Katastrophe, auf die wir hinsteuern, sind die Kapitalist*innen. Die hundert grössten Konzerne stossen fast 80% unserer Treibhausgase in die Atmosphäre. Doch wer kann die Macht der Banken und Konzerne brechen?

Das kann weder das Parlament oder der Bundesrat noch die Konzerne, denn ihr oberstes Interesse ist der Profit. Die einzige Kraft der Welt, die die Macht der Kapitalisten brechen kann, ist die unglaubliche Kraft der vereinten Arbeiter*innenklasse in Bewegung. Kein Rad der Welt würde sich drehen ohne die freundliche Erlaubnis der Arbeiter*innen. Unsere Aufgabe ist es, zusammen mit den Arbeiter*innen ein Bewusstsein dafür aufzubauen, wie gross unsere Macht in der Gesellschaft ist und uns mit Ihnen zu organisieren. Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung ist perfekt, um die Lohnabhängigen in den Kampf zu treiben.

Zusammen können und müssen wir das schädliche System stürzen! Der Kapitalismus gehört ein für alle Mal auf den Müllhaufen der Geschichte. Nur mit der Überwindung der profitorientierten, neoliberalen, anarchistisch-kapitalistischen Produktion und der Führung von einem geplanten und strukturierten System, geführt von der Arbeiter*innenklasse können wir diese Krise überwinden. Solange die Kapitalist*innen über unsere Produktionsweise entscheiden, sind wir ihnen hilflos ausgeliefert und werden das nicht per Initiative oder Parlament ändern können. Das sieht man nur schon am Beispiel der Pflegeinitiative. Obwohl sie deutlich angenommen wurde, versuchen die Bürgerlichen die Initiative zu sabotieren, wo es nur geht, damit sie trotzdem ihre Kohle machen können.

Darum stehen wir heute alle hier und fordern das, was schon so lange notwendig ist: Ein System, das fähig ist, uns aus dieser Krise zu retten, und das ist der Sozialismus!

Die sozialistische Revolution klingt nach einer riesigen Aufgabe, aber es ist machbar und unsere einzige Alternative zur Barbarei und der Zerstörung unserer Welt. Unsere Aufgabe heute und jetzt ist es, dass wir uns zum Kampf organisieren. Wir müssen ein revolutionäres Programm vertreten und uns konsequent für die Rechte der unterdrückten Klasse der Lohnabhängigen einsetzten. Wenn sich diese Klasse einmal in Bewegung setzt, wie sie es 1917 in Russland gemacht hat, kann nichts mehr die ungeheure Kraft aufhalten.

Wir brauchen euch alle in diesem Kampf. Egal, wer du bist, woher du kommst oder wie alt du bist: jeder und jede kann Revolutionär*in werden und es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Kommt in die JUSO, kommt in die Gewerkschaften, kommt und sprecht mit uns, wir werden euch überzeugen, wenn ihr es bisher nicht seid!

Die grossartige deutsche Revolutionärin Rosa Luxemburg, die für ihren unermüdlichen Kampf für den Sozialismus ermordet wurde, sagte bereits: „Sozialismus oder Barbarei“. Heute gilt jedoch: Sozialismus oder Weltuntergang!